Intern
Institut für Hygiene und Mikrobiologie

Trauer um Prof. Dr. med. Ulrich Vogel

05.10.2022

Mit großer Bestürzung haben wir erfahren, dass unser Kollege, Mentor und Freund Univ.-Prof. Dr. med. Ulrich Vogel nach schwerer Krankheit am 4. Oktober 2022 verstorben ist.

Ulrich Vogel hatte 1991 als Arzt im Praktikum seine Karriere als Mikrobiologe an unserem Institut begonnen. Als wissenschaftlicher Assistent wechselte er an die Medizinische Hochschule Hannover, bevor er 1996 mit der Berufung von Matthias Frosch aus Hannover nach Würzburg wieder ans IHM zurückkehrte.

Ulrich Vogel war ein weltweit anerkannter Experte in der Molekularbiologie und Epidemiologie von Neisseria meningitidis, einem der wichtigsten Erreger bakterieller Hirnhautentzündungen. Zuletzt als dessen Leiter gestaltete er die erfolgreiche Tätigkeit des Nationalen Referenzzentrums für Meningokokken (und später zusätzlich für Haemophilus influenzae) maßgeblich und war hier ein Pionier in der sequenzbasierten epidemiologischen Analyse von Infektionserregern. Seine wissenschaftliche Arbeit erbrachte zudem wichtige Beiträge zur Rolle des Komplementsystems in der Immunantwort gegen Meningokokkeninfektionen. Die Schwierigkeiten in der Entwicklung eines Impfstoffs gegen Meningokokken aufgrund der ausgeprägten antigenen Variabilität konnte er exemplarisch anhand eines schnellen Serogruppenwechsels von Meningokokken während der Infektion einer jungen Frau beschreiben, eine Beobachtung, die er im New England Journal of Medicine im Jahr 2000 veröffentlichte. Seine Expertise in der Molekularbiologie und Epidemiologie von Meningokokken brachte Ulrich Vogel auch in die Evaluierung von Impfstoffen ein: eines der im aktuellen Serogruppe B Meningokokken-Impfstoff verwendeten Antigene wurde maßgeblich unter Beteiligung von Ulrich Vogel charakterisiert. International war er gemeinsam mit Matthias Frosch federführend am Aufbau der European Meningococcal and Haemophilus Disease Society (EMGM) beteiligt. Dieser internationalen Fachgesellschaft diente er von 2011 bis 2019 als Präsident. Auch in unserer nationalen Fachgesellschaft, der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie, hat Ulrich Vogel als Koordinator der Ständigen Arbeitsgemeinschaft für Referenzzentren und Konsiliarlaboratorien und als Sprecher der Fachgruppen zentrale Funktionen ausgefüllt.

Im Jahr 2008 wurde Ulrich Vogel zum Krankenhaushygieniker des Universitätsklinikums Würzburg bestellt und übernahm in der Folge die Leitung der Stabsstelle Krankenhaushygiene. Der neuen Aufgabe widmete sich Ulrich Vogel mit Herz und Verstand. Innerhalb kürzester Zeit war er allseits als fachlich höchst kompetenter, gleichzeitig auch immer nach pragmatischen Lösungen suchender Experte für krankenhaushygienische Fragen akzeptiert und geschätzt. Er erweiterte in dieser Zeit auch sein wissenschaftliches Interesse auf krankenhaushygienische Fragestellungen. Eine unter seiner Federführung entstandene Studie zur Typisierung von Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus-Stämmen (MRSA) wurde bis heute weit über 1000-mal zitiert. Ulrich Vogel trug maßgeblich zur Etablierung eines Antimicrobial Stewardship-Programms am Universitätsklinikum Würzburg bei. Es ist sein Verdienst, dass die Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum höchste Standards erfüllt und damit den Patienten ein großes Maß an Sicherheit gewährleistet. Seine letzte große berufliche Herausforderung war die SARS-CoV-2 Pandemie. Seinen Beitrag zur erfolgreichen Bewältigung dieser Jahrhundertaufgabe durch das Universitätsklinikum, aber auch durch die gesamte medizinische Fakultät in den letzten Jahren kann man nicht hoch genug würdigen. Über seinen eigentlichen Aufgabenbereich hinaus war er dabei bereit, auch an anderen Stellen zu helfen – er wirkte mit bei der Erstellung von Hygienekonzepten für „Fastnacht in Franken“, er beriet Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen Universität zum Umgang mit COVID-19 und engagierte sich in der Bekämpfung von COVID-19 Ausbrüchen in Alten- und Pflegeeinrichtungen. Ohne Ulrich Vogel wäre vieles, das zur Bewältigung von COVID-19 in Würzburg entscheidend beigetragen hat, schwieriger und einiges unmöglich gewesen.

Bei all diesen wissenschaftlichen und klinisch-angewandten Verdiensten erinnern wir uns vor allem an den Menschen Ulrich Vogel: Ausgeprägter Gerechtigkeitssinn und der unbedingte Wille, Lösungen zu finden, die für alle Seiten einen Mehrwert bringen, haben ihn jederzeit ausgezeichnet. Nur sehr wenige Menschen mit solchen Fähigkeiten und Verdiensten stellen sich selbst so wenig in den Mittelpunkt, wie er das immer getan hat. Wer einen guten Rat gebraucht hat, war bei Ulrich immer an der richtigen Stelle. Es war ihm ein Anliegen, junge Kolleginnen und Kollegen jederzeit zu unterstützen und auf ihrem wissenschaftlichen oder klinischen Weg ein Stück weiter zu helfen. Ulrich schätzte die Musik und die Kunst, und wer zu späterer Stunde noch am Institut unterwegs war, konnte ihn manches Mal erleben, wie er ein Lied sang oder summte, während er letzte Arbeiten erledigte.

Es war eine Ehre und ein Privileg, Ulrich Vogel als Kollegen zu haben. Wir werden ihn vermissen.

Unsere Gedanken sind bei seiner Frau und seiner Familie, mit denen wir gemeinsam trauern.

Prof. Dr. med. Oliver Kurzai, PD Dr. Heike Claus, Dr. Thien-Trí Lâm
für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des IHM

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